Kalligrafie oder Kalligraphie (griechisch καλλιγραφία kalligraphía, von καλός kalós ‚
schön‘ und -grafie) ist die Kunst des „Schönschreibens“ von Hand (Chirografie), mit
Federkiel, Pinsel, Filzstift oder anderen Schreibwerkzeugen. Die Kalligrafie steht im
Gegensatz zur Typografie, dem Setzen mit vorgefertigten Formen. In dem Schulfach
Schönschreiben wird jedoch nicht Kalligrafieren unterrichtet, sondern leserliches
Schreiben.
Moderne westliche Kalligrafie findet heute meist bei der Erstellung festlicher Urkunden
ihren Einsatz.
In der abendländischen mittelal terlichen Kultur spielte die Kalligraphie eine kaum zu überschätzende Rolle
als einzig bekannte Form der Übermittlung von Literatur. Um allerdings die Texte immer klar lesbar zu
halten, wurde die Schrift nur in gewissen Maßen kalligraphisch verändert, so in Form von Abbreviaturen
(Abkürzungen) und Ligaturen (Ineinanderschreibungen von Buchstaben).
Der eigentliche Buchschmuck erstreckte
sich in Europa immer auch auf die Bilder und Illustrationen, da im Christentum kein Bilderverbot gilt,
anders als in Islam und Judentum. In Deutschland waren besonders Augsburg und Nürnberg Zentren der
Buch- und Schriftkunst. Der Augsburger Ulrich Taler und die Nürnberger Familien Glockendon und Neudörffer
waren bekannte Schriftkünstler. Die eigentliche Kalligraphie wurde als eigene Kunstform eher im Bereich
der Überschriften verwendet. In der Renaissance und im Barock entstand als Antwort auf die als nicht
allzu schön empfundene gedruckte Schrift dann die eigentliche, bewusst auf die Schönheit der Schrift
ausgerichtete europäische Kalligraphie, besonders in Italien, Frankreich und England.
Spezielle Schreibmeisterbücher zeigen ein hohes Niveau.
Auch wenn die Kalligrafie in Europa seit Beginn der Neuzeit stark an Prestige verloren hat, ist sie als
Kunstform doch noch lebendig, erlebt sogar seit der Einführung der Heimcomputer eine gewisse
Renaissance. Praktische Anwendung findet sie bei der Gestaltung von Urkunden, Plakaten oder Eintragungen
z. B. in ein Goldenes Buch.
In ganz Europa finden sich historische Werke antiker und mittelalterlicher Kalligrafen, die vielfach
in Klöstern entstanden sind und durch ihre teure Ausstattung und reichhaltigen Details bestechen.
In neuerer Zeit ist als bekannter Kalligraf z. B. Edward Johnston zu nennen, der mit seiner Foundational
Hand und der serifenlosen Johnston Sans, die in der Londoner U-Bahn bis heute verwendet wird, berühmt
wurde.
Seit talmudischer Zeit bezeichnet Sofer (Betonung auf dem „e“) einen Schreiber
hebräischer Texte.
Der Beruf des Sofers erfordert eine jahrelange Ausbildung und ist innerhalb des Judentums
sehr angesehen. Die biblischen Texte werden mit einer Vogelfeder (Gänsekiel) und einer
Tinte ohne Metallzusätze, die der Sofer meist selber herstellt, geschrieben. Die Unterlage
ist stets ein nur für diesen Zweck handproduziertes Pergament. Die hebräischen Texte sind
unvokalisiert, haben aber besondere Verzierungen, die auch als Krönchen bezeichnet werden.
Die Texte müssen absolut fehlerfrei und präzise geschrieben werden. Der Sofer darf nicht
aus dem Gedächtnis schreiben, sondern muss jeden Buchstaben einzeln aus der Vorlage kopieren.
Kalligrafische Kunstwerke zieren als paarige senkrechte Schrifttafeln und als waagerechte
Namensschilder den chinesischen Garten. Sie sind von den Gartenbauten fast nicht zu trennen
und bilden wichtige Schmuckelemente im chinesischen Landschaftsgarten. Der Inhalt der Tafeln
und Schilder ist im Allgemeinen auf die Umgebung der Gebäude bezogen. Häufig handelt es sich
um Zeilen aus berühmten Gedichten, in denen Besonderheiten der Szenerie angedeutet sind.
Aufgrund des Bilderverbots im Islam wurde die kursive arabische Schrift in
kalligrafischen Kunstwerken wie Linien verwendet, wodurch Bilder aus Buchstaben,
sogenannte Kalligramme, entstanden. Da in den meisten Ländern der islamischen Welt
nur die Kalligraphie als einzig erlaubte Kunstform galt, bildet sie im islamischen
Raum das Haupt-Schmuckelement in der Architektur.
Eine der kunstvollsten Arten der arabischen Kalligrafie, die Osmanische Kalligrafie,
entwickelte sich bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts im Osmanischen Reich.
Die ägyptische Kalligrafie ist eine Sonderform der arabischen Kalligraphie. Ägyptische
Hieroglyphen wurden traditionell mit einer spitz zulaufenden Bambusfeder auf Papyrus geschrieben.